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Seniorhunde – den Alterungsprozess verstehen und gezielt begleiten

  • DOGLi
  • 27. Aug.
  • 7 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 29. Aug.

Dieser Blogartikel ist ein Gastbeitrag von der wunderbaren Martina Flocken von Doggy Fitness.

Martina ist ausgebildete Hundephysiotherapeutin, Phytotherapeutin, Mykotherapeutin, Dozentin und Buchautorin – und eine echte Expertin, wenn es um gesunde Bewegung und gezieltes Training für den Bewegungsapparat geht.


Du willst noch mehr von Martina lernen? Dann schau unbedingt in ihre Kursübersicht – dort findest du viele hilfreiche Programme für jedes Alter und Bedürfnis.

Besonders empfehlenswert für ältere Hunde: die speziell konzipierten Senior-Kurse, die Mobilität, Lebensfreude und Lebensqualität fördern.


Vielen lieben Dank, Martina, dass du dein Wissen mit uns teilst!

Oft merken wir es schleichend im Alltag. Der Hund – gerade noch gefühlt ein Jungspund - verändert sich. Die Schnauze wird ein bisschen grau, vielleicht ist er etwas gesetzter und ruhiger in seinem Wesen. Die ersten Anzeichen des Älterwerdens und dass eine neue Lebensphase angebrochen ist, nehmen wir meist gar nicht so richtig ernst. Doch Schritt für Schritt kommen weitere Veränderungen hinzu. Manche Bewegung fällt schwer, so zum Beispiel ganz häufig das Aufstehen nach längerem Liegen oder das Treppensteigen. Beim Beinchen heben kippelt der Hund manchmal und ab und an wirkt er unsicher auf den Beinen oder etwas unkoordiniert. Die Spaziergänge werden vielleicht etwas gemächlicher oder auch kürzer. Vielleicht hast du das oder auch andere Anzeichen auch schon bei deinem Hund beobachtet. Aber was bedeutet das Altern eigentlich genau? Warum passieren diese Veränderungen bei unseren Hunden? Und was braucht ein Hund in dieser besonderen Lebensphase, um mobil zu bleiben?

Eine Seniorhündin rennt über eine Wiese

Altern ist individuell – wann ist mein Hund eigentlich alt?

Eine Frage, die man nicht pauschal beantworten kann. Wir wünschen uns immer einen konkreten Rahmen, um die Dinge greifbarer zu machen. Doch das Altern lässt nicht wirklich „kategorisieren“. In meiner Arbeit als Therapeutin sehe ich immer wieder, wie unterschiedlich der Alterungsprozess verlaufen kann. Manche Hunde sind mit 14 Jahren noch richtig fit und voller Energie, während andere schon mit 8 Jahren erste Beschwerden zeigen. Denn das Älterwerden verläuft individuell.

Klar ist aber auch: Altern ist ein Prozess, keine Momentaufnahme. Und je früher wir diesen Prozess begleiten, desto mehr Lebensqualität können wir unseren Hundesenioren schenken.

Was beeinflusst das Älterwerden unserer Hunde?

Wie schnell ein Hund altert, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Die Rasse und das Gewicht spielen eine große Rolle – große Hunde altern in der Regel schneller als kleine. Aber auch genetische Veranlagung, Haltung, Ernährung, Bewegung und der allgemeine Gesundheitszustand beeinflussen den Alterungsprozess maßgeblich. Du siehst schon, einige Faktoren liegen in unserer Hand und können durch uns beeinflusst werden. Andere wiederum nicht.

Hunde, die regelmäßig gesund bewegt werden, ausgewogen ernährt werden, geistig gesund ausgelastet sind, haben die Chance langsamer zu altern und länger fit zu bleiben. Vorerkrankungen, aber auch chronische Beschwerden organischer Natur aber auch des Bewegungsapparates sowie Schmerzen jedoch können den Alterungsprozess beschleunigen. Deshalb lohnt es sich, frühzeitig hinzuschauen, individuell zu unterstützen und präventiv zu handeln.

Wenn der Bewegungsapparat altert

Die körperlichen Veränderungen und die damit verbundenen Auswirkungen auf den Bewegungsapparat, die sogenannte Rückbildungsphase mit sich bringt, sind häufig gut sichtbar für uns. Gelenke, Sehnen, Muskeln und Bindegewebe verändern sich – individuell unterschiedlich in Tempo und Intensität. Die Muskulatur baut ab, Gelenke werden steifer, und die Nervenfunktion und auch motorische Fähigkeiten nehmen ab. Auch das Körpergefühl wird schlechter. Viele Hunde bewegen sich weniger geschmeidig, sind unsicherer auf den Pfoten oder rutschen häufiger aus. All das wirkt sich auf Beweglichkeit, Mobilität und sogar das Verhalten deines Hundes aus.

Typische sichtbare Beschwerden, die auf Veränderungen im Bewegungsapparat und auch damit einhergehende Erkrankungen des Bewegungsapparates einhergehen können, sind zum Beispiel: Schwierigkeiten beim Aufstehen, Probleme und Unsicherheit beim Treppensteigen, eine verkürzte Schrittlänge oder ein „eingerostet wirkendes“ Gangbild. Manche Hunde legen sich häufiger um, bevor sie zur Ruhe kommen, oder zeigen Unsicherheit beim Springen. Auch das häufige Belecken der Gelenke oder der Wunsch nach kürzeren Spaziergängen sind wichtige Signale.

Diese Veränderungen sollten auf jeden Fall ernst genommen werden. Häufig herrscht große Unsicherheit, ob es einfach der Körper ist, der langsam abbaut und schwächer wird, oder ob der Senior vielleicht auch Schmerzen hat und der Bewegungsapparat Probleme macht.

Nicht wenige Seniorhunde leiden still, weil hier von ihren Menschen die Beschwerden rein auf das Älterwerden geschoben werden. Hier spricht man von „Silent Pain“. Es gilt genauer hinzusehen und hier den Hund entsprechend untersuchen zu lassen und bei Erkrankungen und Schmerzen entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Hier gebe ich dir im weiteren Verlauf noch einige Impulse.

Wie viel Bewegung ist gut für ältere Hunde?

Viele Hundemenschen fragen sich: "Wie viel Bewegung ist überhaupt noch gut für meinen Senior?" Die Antwort lautet: Bewegung ist weiterhin essenziell – aber angepasst an die individuellen Bedürfnisse deines Hundes. Lieber mehrere kurze Spaziergänge am Tag als eine große Runde. Achte dabei auf Tempo und Körpersprache deines Hundes. Zeigt er dir, dass ihm etwas zu viel wird? Dann gönnt euch eine Pause. Pausen zwischendurch sind völlig in Ordnung und wichtig. Spaziergänge sollten beendet sein, bevor dein Hund Anzeichen von Erschöpfung zeigt, lahmt, oder sich zurückfallen lässt.

Es geht bei den Spaziergängen nicht darum, möglichst viel Strecke zu machen, es geht nicht um Leistung, sondern um Erhalt von Mobilität, Lebensfreude und eine gemeinsame Aktivität, bei der dein Hund sich wohlfühlt.

Eine wichtige Komponente, um die Mobilität zu erhalten, sind beispielsweise auch Bewegungsübungen. Mit ihrer Hilfe schaffen wir es nicht nur die Mobilität zu erhalten und zu fördern, das Fortschreiten von Gelenk- oder Rückenproblemen zu verzögern und auch den Alterungsprozess zu verzögern, wir erreichen hierdurch auch eine Linderung von Beschwerden.

Ein Hund umrundet Cavalettis um mobil zu bleiben.

Zum Einsatz kommen hier unter anderem isometrische Übungen, sanftes Muskel- und Beweglichkeitstraining zum Beispiel mit Cavaletti Training, sanftes Stretching, aber auch Übungen für die Koordination und das Körpergefühl.

So verzögerst du den Alterungsprozess deines Hundes

Mit meinem Hinweis auf das Bewegungstraining habe ich nun schon eine wichtige Säule genannt, mit der wir den Alterungsprozess aktiv verzögern können. Auch wenn Altern ein natürlicher Vorgang ist, können wir seinen Verlauf doch positiv beeinflussen.

Neben gesunder Mobilerhaltung kannst du auch mit diesen Maßnahmen auf den Verlauf der Rückbildungsphase einwirken:

  • Halte das Gewicht im Idealbereich: Übergewicht verkürzt die Lebenserwartung deines Hundes deutlich und belastet Gelenke, Organe und Herz-Kreislauf-System. Schon wenige Kilos zu viel können spürbare Folgen haben.

  • Vermeide Fehl- und Überbelastungen: Passe die Aktivitäten an den Gesundheitszustand deines Hundes an. Spiele wie Ballwerfen mit abruptem Stoppen oder zu wildes Toben sind Gift für den Bewegungsapparat. Stattdessen lieber Suchspiele oder gemeinsames Erkunden in ruhigem Tempo.

  • Achte auf eine ausgewogene Ernährung: Ein Hundeleben lang ist sie eine wichtige Säule – das „Benzin“, der Antrieb für den Körper. Doch auch im Alter ist sie die Basis für Vitalität. Achte auf hochwertige, leicht verdauliche Inhaltsstoffe.

  • Setze gezielt Nahrungsergänzung ein: Ergänzungen wie Kräuter oder Vitalpilze können den Bewegungsapparat, das Nervensystem und das Immunsystem unterstützen. Auch das Organsystem kann man hierdurch hervorragend unterstützen – immer abhängig von den individuellen gesundheitlichen Bedürfnissen des Hundes. Eine Begleitung des Organismus von innen heraus, nährt den Körper wie beispielsweise die Strukturen des Bewegungsapparates und man kann gezielt auch zum Beispiel antioxidativ, schmerzlindernd, stoffwechselaktivierend einwirken und die Organfunktion erhalten und stärken.

  • Stärke das Nervensystem und die mentale Fitness: Auch das Gehirn altert. Spiele zur Nasenarbeit, Denksport oder gezieltes Training kleiner Aufgaben können die mentale Aktivität fördern. Besonders wichtig bei Hunden mit beginnender Demenz oder kognitivem Abbau. Aber auch hier gilt: je früher du beginnst, desto besser.

Kleine Veränderungen mit großer Wirkung – Alltagstipps für Hundesenioren

Wir wissen, das Älterwerden ist ein fortschreitender Prozess. Wir können ihn verzögern, aber nicht stoppen. Mit der Zeit verändern sich die Bedürfnisse unserer Hundesenioren und sie benötigen Unterstützung. Die sollten wir ihnen gewähren und ihnen so das Leben erleichtern. Im Alltag kannst du deinen Hund mit einfachen Maßnahmen unterstützen. Viele ältere Hunde tun sich schwer beim Treppensteigen. Tragehilfen leisten hier gute Dienste. Gegen das Wegrutschen auf Fliesen, Parkett und Laminat hilft es in denen Bereichen, wo dein Hund sich häufig bewegt, Läufer auszulegen und so mehr Sicherheit zu geben. Auch Pfotenschuhe, oder Anti-Rutsch Pads, die man unter die Pfoten kleben kann, helfen sehr gut.

Auch das Schlafplätzchen sollte warm, rückenschonend und gelenkentlastend sein. Ein orthopädisches Hundebett kann hier wahre Wunder wirken. Da unsere Hunde im Alter noch mehr ruhen als zuvor, ist ein guter Schlafplatz einfach unerlässlich. Vergiss nicht: Senioren brauchen die vermehrten Ruhephasen, um sich von Aktivitäten zu erholen. Du solltest sie deinem Hund also unbedingt zugestehen.  Für das Auto kann eine Rampe für den Einstieg zur Hilfe genommen werden, um den Einstieg zu erleichtern.

Tessa auf ihrem Schlafplätzchen


Das sind nur einige wenige Impulse, mit denen du schon viel bewirken kannst.

Auch wichtig für Hundesenioren:

Ein geregelter Tagesablauf und klare Routinen helfen deinem Hund, sich sicher zu fühlen. Struktur bedeutet für viele Hundesenioren Orientierung – gerade dann, wenn die Sinnesleistungen nachlassen oder die kognitive Leistungsfähigkeit schwindet.

Warum ein regelmäßiger Geriatriecheck wichtig ist

Oft höre ich: "Er ist halt alt" – aber nicht jede Veränderung gehört automatisch zum Altern. Wir sprachen weiter oben schon über das Thema „Silent Pain“ – unerkannte Schmerzen, weil Veränderungen auf das Altern geschoben werden. Gerade im Alter ist es wichtig, Veränderungen frühzeitig zu erkennen und ernst zu nehmen. Ein regelmäßiger Gesundheitscheck beim Tierarzt hilft dabei, rechtzeitig gegenzusteuern und deinen Hund optimal zu unterstützen. So kann möglicherweise ein chronischer Verlauf von Erkrankungen verhindert werden und schwere Erkrankungen rechtzeitig behandelt werden.

Ein solcher Geriatriecheck kann beispielsweise Veränderungen am Bewegungsapparat oder erste Anzeichen von Herz-, Stoffwechsel- oder Organerkrankungen, genauso wie Tumorerkrankungen sichtbar machen – oft lange bevor Symptome im Alltag deutlich werden. Ich empfehle dir für deinen Hund mindestens zwei Check-up pro Jahr.

Altern ist eine Lebensphase, die es zu begleiten gilt

Das Alter ist keine Momentaufnahme. Es ist eine Lebensphase, die wir liebevoll und aktiv gestalten können – mit Wissen, Empathie und dem richtigen Blick auf die Bedürfnisse deines Hundes. Keine Frage, es ist nicht immer eine einfache Lebensphase, doch ich selbst muss sagen, dass ich nun, wo meine Tessa älter geworden ist und ich sie begleiten darf, noch einmal enger mit ihr in Verbindung stehe und so sehr auch die Langsamkeit und die ruhigen bewussten Momente mit ihr sehr genieße.

Altern ist eine Einladung zur Fürsorge. Alles Liebe, Martina

Martina mit ihrer Hündin Tessa

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