Meet and Greet in der Tierarztpraxis: Entspannte Kennenlernbesuche für einen stressfreien Tierarztbesuch
- DOGLi
- 20. Nov.
- 5 Min. Lesezeit
Tierarztbesuche gehören selten zu den Lieblingsmomenten eines Hundes. Viele Hunde zeigen bereits beim Betreten der Praxis deutliche Anzeichen von Stress: Zittern, starkes Hecheln, eingeklemmte Rute oder Abwehrverhalten sind keine Seltenheit.
Dabei kann ein Tierarztbesuch durchaus ruhiger und kooperativer ablaufen – mit etwas Vorbereitung und positiven Erfahrungen im Vorfeld.

Medical Training – unterschätzt, aber unverzichtbar
Medical Training bedeutet nichts anderes, als Untersuchungen und Pflegemassnahmen bewusst zu üben, damit der Hund weiss, was von ihm erwartet wird – und freiwillig mitmacht. Es ist mindestens so wichtig wie Stubenreinheit oder Rückruf, denn medizinische Versorgung begleitet jeden Hund ein Leben lang.
Trotzdem kommt dieses Training im Alltag häufig zu kurz. Viele Hunde lernen begeistert Tricks, aber wenn es um das Öffnen des Mauls, das Zeigen der Ohren oder das Stillhalten beim Abtasten geht, hoffen viele einfach auf gutes Zureden. Dabei funktioniert Medical Training ganz ähnlich wie Tricktraining – nur eben mit besonders hochwertigen Belohnungen, einer gefestigten Vertrauensbasis und einer klaren Zielsetzung: Der Hund soll erkennen, dass Kooperation sich lohnt und dass er sicher ist.
Der ideale Startpunkt ist immer das eigene Zuhause, wo der Hund sich entspannt fühlt. Doch ein entscheidender Teil fehlt dort: die unbekannte Umgebung der Tierarztpraxis. Genau hier setzen Meet and Greets an.
Was genau passiert bei einem Meet and Greet?
Ein Meet and Greet ist ein entspannter Besuch in der Tierarztpraxis, bei dem keine medizinischen Untersuchungen oder Behandlungen stattfinden. Der Hund kommt in die Praxis, darf sich alles in Ruhe ansehen, bekommt richtig tolle Leckerchen vom Team, hört die typischen Geräusche – und das alles ohne Spritze, Fiebermessen oder Festhalten.
Diese Besuche dauern meist nur wenige Minuten. Sie sind unkompliziert, freundlich und darauf ausgelegt, positive Emotionen zu wecken. Ziel ist nicht, dass der Hund etwas „leisten“ muss, sondern dass er merkt: Hier passiert mir nichts Schlimmes.

Damit ein Meet and Greet überhaupt stattfinden kann, braucht es vor allem eines: Rücksicht. Solche Besuche gehören nicht zum offiziellen Praxisprogramm, sondern sind ein freiwilliges Entgegenkommen des Teams. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nehmen sich dafür zusätzlich Zeit – oft zwischen zwei Behandlungen oder in ruhigeren Momenten.
Darum ist es wichtig, vorher anzurufen und freundlich nachzufragen, ob ein kurzer Kennenlernbesuch möglich ist. Viele Praxen unterstützen das sehr gern, aber es gibt Tage, an denen einfach kein geeignetes Zeitfenster frei ist. Unangemeldet vorbeizuschauen würde den Ablauf unnötig stören und zusätzlichen Stress erzeugen.
Gleichzeitig gilt: Viele Praxen freuen sich wirklich darüber, wenn ein Hund einmal ohne Druck hereinschaut. Solche Begegnungen erleichtern ihre Arbeit später enorm – und sind ein Gewinn für alle Beteiligten.
Warum Meet and Greets wirken – ein Blick ins Hundehirn
Hunde lernen durch Assoziationen. Wenn ein Welpe oder junger Hund seine ersten Erfahrungen beim Tierarzt mit Schmerzen, Angst oder Zwang verbindet – etwa durch Impfungen oder unangenehme Untersuchungen – speichert sein Gehirn diese Situation als potenzielle Bedrohung ab. Bei jedem weiteren Besuch werden diese negativen Verknüpfungen verstärkt.
Das limbische System, insbesondere die Amygdala, ist für die emotionale Bewertung von Situationen zuständig. Bereits der Geruch der Praxis, die Geräusche oder der Anblick des weissen Kittels können eine Stressreaktion auslösen – noch bevor überhaupt etwas passiert ist. Der Körper schüttet Stresshormone aus, der Hund befindet sich im Flucht- oder Kampfmodus.
Meet and Greet Besuche durchbrechen diesen Kreislauf, indem sie positive Assoziationen aufbauen, bevor negative Erfahrungen entstehen. Das Gehirn lernt: "Tierarztpraxis = Leckerchen, Streicheleinheiten, Spass" statt "Tierarztpraxis = Gefahr".
Ein entspannter Hund macht die Arbeit des Tierarztteams nicht nur angenehmer, sondern auch sicherer und effizienter. Untersuchungen können gründlicher durchgeführt werden, Diagnosen werden präziser, und das Verletzungsrisiko für Mensch und Tier sinkt erheblich. Auch für dich als Bezugsperson bedeuten entspannte Tierarztbesuche weniger Stress. Niemand möchte miterleben, wie der eigene Hund in Panik gerät oder sich gegen eine notwendige Behandlung wehrt.
Was Meet and Greets für deinen Hund verändern können
Ein einziger Kennenlernbesuch ist bereits wertvoll – mehrere sorgsam gestaltete Treffen sind noch besser. Sie helfen:
• Angst gar nicht erst entstehen zu lassen, besonders bei Welpen.
• Vertrauen aufzubauen, weil der Hund das Team wiedererkennt und weiss, dass nichts Schlimmes passiert.
• die Umgebung kennenzulernen, von ungewohnten Gerüchen und hellen Räumen bis zu den typischen Geräuschen aus dem Behandlungszimmer.
• Untersuchungen zu erleichtern, weil der Hund besser ansprechbar bleibt.
• Medical Training zu vertiefen, da positive Gefühle die Grundlage für freiwillige Kooperation sind.
• auf Notfälle vorzubereiten, in denen eine schnelle, stressarme Behandlung entscheidend ist.
Vor allem aber gelingt etwas Grundlegendes: Die Tierarztpraxis wird ein vertrauter Ort, kein Auslöser für Alarm.

Wie ein Meet and Greet aussehen kann
Nicht alle Tierarztpraxen bieten aktiv Meet and Greets an, aber viele sind offen dafür, wenn du danach fragst. Einige moderne, verhaltensmedizinisch orientierte Praxen haben solche Besuche bereits in ihr Konzept integriert und werben sogar damit.
Wichtig zu wissen: Tierarztpraxen machen das freiwillig und aus Überzeugung. Sie investieren damit ihre Zeit in das Wohlbefinden der Tiere, ohne dafür eine reguläre tierärztliche Leistung abrechnen zu können. Deshalb ist es wichtig, dass du respektvoll und wertschätzend damit umgehst. Erscheine nie unangemeldet in der Praxis, sondern ruf immer vorher an und frag höflich nach, ob die Möglichkeit für einen Besuch besteht. Sei verständnisvoll, wenn es gerade nicht passt, und halte dich an vereinbarte Zeiten und die vorgeschlagene Dauer des Besuchs.
Tierärzte und Tierärztinnen, die Meet and Greets unterstützen, zeigen damit, dass ihnen das Wohlbefinden der Tiere und eine stressarme Behandlung am Herzen liegen. Es lohnt sich, bei der Praxisauswahl nach dieser Möglichkeit zu fragen.
So gestaltest du einen erfolgreichen Meet and Greet
Vorbereitung
Ruf die Praxis an und frag freundlich nach, ob ein Besuch möglich wäre. Die meisten Praxen schlagen dann selbst ruhige Zeiten ausserhalb der Stosszeiten vor, wenn weniger andere Tiere da sind. Informiere das Team, dass es sich um einen reinen Kennenlernbesuch ohne medizinische Massnahmen handelt. Nimm hochwertige Leckerchen mit – besondere Leckereien, die dein Hund sonst nicht bekommt.
Während des Besuchs
• Kein Druck: Dein Hund bestimmt das Tempo. Manche gehen neugierig auf alles zu, andere brauchen ein wenig Abstand und Beobachtungszeit – beides ist völlig in Ordnung.
• Viel Bestärkung: Jede freiwillige Annäherung, jeder Blickkontakt und jede kleine Interaktion mit dem Team wird freundlich kommentiert und mit einem Leckerchen belohnt.
• Kurz und angenehm: Halte den Besuch lieber knapp. Mehrere kurze, entspannte Begegnungen wirken deutlich besser als ein einziger langer Termin, der am Ende zu viel wird.
• Spielerisches Herantasten: Wenn dein Hund entspannt ist, kann das Team ihn mit einem Leckerchen auf die Waage einladen oder ihn sanft an Geräte oder Berührungen heranführen. Wichtig: Nicht locken, wenn dein Hund unsicher wirkt – nur so lange, wie er wirklich gelassen bleibt.
• Guter Moment zum Schluss: Beende den Besuch immer dann, wenn dein Hund noch positiv gestimmt ist. Ein Abbruch erst bei Stress würde die Idee des Kennenlernens untergraben.
Wie oft?
Ideal wären regelmässige Meet and Greets, besonders in der Welpen- und Junghundphase. Die Häufigkeit muss aber für die Praxis machbar sein und darf den regulären Betrieb nicht behindern. Im besten Fall könntest du wöchentlich oder zweiwöchentlich in den ersten Lebensmonaten vorbeikommen, später monatlich im ersten Lebensjahr und dann bei Bedarf oder vor anstehenden Terminen als Auffrischung. Aber auch wenn weniger möglich ist, bringt jeder einzelne positive Besuch etwas.

Fazit: Kleine Besuche mit grosser Wirkung
Meet and Greet Besuche in der Tierarztpraxis sind eine der wertvollsten Investitionen in die Gesundheit und das Wohlbefinden deines Hundes. Ein Hund, der entspannt zum Tierarzt oder der Tierärztin geht, profitiert sein Leben lang davon: weniger Stress bei Routineuntersuchungen, bessere medizinische Versorgung durch kooperatives Verhalten, höhere Lebensqualität ohne Angst vor notwendigen Behandlungen und mehr Sicherheit für Mensch und Tier.
Als Teil eines umfassenden Medical Trainings legen Meet and Greets den Grundstein für eine positive Beziehung zur Tierarztpraxis – eine Beziehung, die im Laufe eines Hundelebens unzählige Male wichtig werden wird.
Ruf einfach in deiner Praxis an und frag freundlich nach einem Termin. Vielleicht erlebt dein Hund schon beim nächsten Besuch, dass diese Tür nicht nur zu Spritzen und unangenehmen Erfahrungen führt, sondern auch zu freundlichen Stimmen und mega tollen Leckerchen.
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