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Emotionen beim Hund sehen lernen

  • DOGLi
  • 27. Nov.
  • 4 Min. Lesezeit

Dieser Blogartikel ist ein Gastbeitrag von Katja Krauß – einer der führenden Expertinnen für Emotionen beim Hund, Hundekommunikation und Körpersprache.


Katja ist staatlich anerkannte Hundesachverständige, Tellington-Instruktorin für Hunde und Kleintiere, Clickertrainerin, Buchautorin, Referentin bei dog-ibox, Leiterin der Ausbildung für hundegestützte Interventionen sowie Autorin des Onlinekurses Loving Animals. Ausserdem ist sie Dozentin und Veranstalterin der Ausbildung ttouch-n-click und Spürhundeausbildnerin (Schimmel-Spürhunde).


Wenn du noch tiefer in die Gefühlswelt deines Hundes eintauchen möchtest, empfehlen wir dir das Buch „Emotionen bei Hunden sehen lernen“ von Katja Krauß und Gabi Maue.


Vielen Dank, liebe Katja, für diesen wertvollen Beitrag zu einem so wichtigen Thema.



Nur wenn ich weiß, was in meinem Hund vorgeht, kann ich richtig auf seine Aktionen reagieren. In nur 5 Minuten jeden Tag, kannst du deine Beobachtungsgabe schulen und damit deinen Hund besser verstehen lernen. Die Herausforderung besteht für dich darin, dass du neutral beobachten lernst, also ohne die Situation zu bewerten. Es ist besser anhand von Fotos, anstatt von Videos, beobachten zu lernen, da du ansonsten vieles übersehen wirst.


Was du benötigst: ein Smartphone oder eine Kamera, einen Stift und ein Tagebuch


So geht es: 

  1. Mach viele Fotos von deinem Hund in den verschiedensten Lebenssituationen, z.B. wenn er sich über eine Person freut, wenn er sich über einen Hund freut, wenn er gerade schläft, wenn er gerade frisst, wenn er unsicher ist, u.s.w.


  1. Nun nimmst du dir jeden Tag ein Foto und beschreibst 5 Minuten lang was du siehst. Diese Punkte notierst du in deinem Tagebuch. Ich gebe dir eine Liste, anhand derer du vorgehen kannst. Beschreibe so genau wie möglich und wenn du etwas auf dem Bild nicht erkennst, dann lässt du es einfach weg.


Checkliste:

1.   Kopf - Aufrichtung des Halses

2.   Kopf - Aufrichtung des Kopfes

3.   Kopf - Stellung der Ohren, auch zueinander

4.   Kopf - Falten

5.   Kopf - Form der Augen und Abstand zueinander

6.   Kopf - Augenbrauen (Abstand zueinander)

7.   Kopf - Pupillengröße

8.   Kopf - Ausrichtung der Tasthaare

9.   Kopf - Fell

10.   Körper - Rückenlinie

11.   Körper - Gelenkwinkelungen

12.   Körper - Schwerpunkt

13.   Körper - Rutenhaltung

14.   Körper - Fell


Falls du noch weitere Details siehst, dann schreib sie auf.

 

Nutze dieses Video um deine Beobachtungsgabe zu schulen.

Tipp:

Wichtig ist neutral, also ohne (Be-)Wertung beobachten zu lernen. Also ordne das Verhalten nicht ein, sondern beschreibe einfach nur exakt was du siehst. Und später kannst du dann auch jeden Tag ein Bild aus einer Serie von Bildern aus einer Situation beschreiben, dabei beschreibst du dann jeweils ab dem zweiten Foto nur noch die Veränderungen, die du zum vorangegangenen Foto erkennen kannst.

 

Rani (meine Golden Retriever Hündin) läuft mit gesenktem Kopf am Strand. Sie ist auch das Covergirl unseres Buches. 😊

1.   Kopf - Aufrichtung des Halses

Der Hals ist tief abgesenkt.


2.   Kopf - Aufrichtung des Kopfes

Der Kopf ist leicht abgesenkt.


3.   Kopf - Stellung der Ohren, auch zueinander

Vom linken Ohr ist nur sehr wenig zu sehen. Das rechte Ohr ist wenig aufgerichtet und minimal nach vorne gedreht.


4.   Kopf - Falten

Die Mittellinie vom Hinterkopf bis zum Nasenrücken ist deutlich zu erkennen. Zudem ist unter dem rechten Auge eine linienförmige Wölbung und im oberen Wangenbereich eine kleine kreisförmige Wölbung zu sehen.


5.   Kopf - Form der Augen und Abstand zueinander

Es ist nur das rechte Auge aus dieser Perspektive zu sehen. Da der Kopf fast den Boden berührt, ist mehr vom unteren Bereich des Auges zu sehen, als vom oberen. Die Wimpern zeigen nach unten. Das Auge sieht mandelförmig aus. Es ist Augenweiß am unteren Rand zu erkennen.


6.   Kopf - Augenbrauen (Abstand zueinander)

Die Augenbraue ist etwas hoch und zur anderen Augenbraue hin gezogen.


7.   Kopf - Pupillengröße

Die Pupillengröße ist nicht zu sehen.


8.   Kopf - Ausrichtung der Tasthaare

Die Vibrissen im oberen Maulbereich stehen ab und zeigen teils zum Boden.


9.   Kopf - Fell

Auf dem unteren Nasenrücken, oberhalb des Nasenschwamms, schimmert die rosa Haut durch das wenige Fell durch. Im Wangenbereich sieht die Felllänge gleichmäßig kurz aus. Im Wangenbereich ist das Fell heller als im Stirnbereich. Im Stirnbereich ist das Fell etwas länger und richtet sich bis zur Höhe des Ohransatzes eher seitwärts aus, um dann die Richtung zu wechseln und eher in Richtung Nacken zu liegen.


10.   Körper - Rückenlinie

Der Rücken sieht im vorderen Bereich minimal aufgewölbt aus.


11.   Körper -GelenkwinkelungenSie läuft augenscheinlich im Schritt. Drei Pfoten stehen auf dem Boden und die rechte hintere Pfote berührt mit der Oberseite der mittleren Krallen den Boden. Die Gelenke sind locker gebeugt.


12.   Körper - Schwerpunkt

Der Schwerpunkt ist durch den tiefgetragenen Kopf eher nach vorne verlagert.


13.   Körper - Rutenhaltung

Die Rute zeigt gerade nach hinten weg und ist etwas unterhalb der Rückenhöhe. Es ist herabhängendes Fell nur an den ersten zwei Dritteln der Rute zu sehen (was entweder bedeutet, dass im letzten Drittel kein herabhängendes Fell ist oder dieser Umstand ist einfach der Bewegung der Rute geschuldet).


14.   Körper - Fell

Das Fell ist halblang und am Körper unterschiedlich gefärbt von hell cremefarbend bis dunkel golden. Auf dem Rücken wird sie von vorne bis zum Rutenende immer dunkler. Das Fell liegt in vielen Wellen und hängt nur an den Beinen, an der Rute und im unteren Bereich (Brust bis Bauch) herab.

 

Würde ich, nach dieser Beschreibung, das Bild bewerten, dann würde ich sagen, dass Rani recht gelassen und doch aufmerksam am Strand entlang spaziert. Das Augenweiß lässt darauf schließen, dass sie eher mit dem Geschehen vor sich beschäftigt ist, als mit den Gerüchen am Boden. Eventuell setzt sie das Verhalten auch zur Kommunikation ein, falls sich vor ihr ein anderes Individuum befindet.

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