Kleine Hunde – mehr als nur niedlich
- DOGLi
- 8. Aug.
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 8. Aug.
Warum kleine Hunde genauso viel geistige Auslastung und individuell abgestimmtes Enrichment brauchen wie grosse – und wie du ihre Bedürfnisse sinnvoll erfüllst
Wenn es um Beschäftigung und geistige Auslastung für Hunde geht, begegnet uns ein bestimmtes Vorurteil leider immer wieder – sei es im Park, in Trainingsgruppen oder sogar unter wohlmeinenden Halter:innen:
„Kleine Hunde brauchen nicht viel Beschäftigung.“
Oder etwas abgeschwächter:
„Die sind doch zufrieden, wenn sie auf dem Schoss liegen – so viel brauchen die nicht.“
Ein hartnäckiger Irrglaube – und einer, der kleinen Hunden alles andere als gerecht wird.

Kleine Hunde, grosse Bedürfnisse
Egal ob quirliger Jack Russell, cleverer Papillon, sensibler Havaneser oder gemütlicher Chihuahua-Senior – kleine Hunde brauchen mehr als nur Streicheleinheiten und weiche Decken.
Ja, sie lieben es oft, in der Nähe ihrer Menschen zu sein. Aber genau wie ihre grösseren Artgenossen blühen sie richtig auf, wenn sie die Möglichkeit bekommen zu schnüffeln, suchen, Probleme lösen, Neues entdecken und mutig ausprobieren.
Diese Aktivitäten stillen nicht nur ihren natürlichen Forscherdrang – sie reduzieren auch Stress, beugen Verhaltensproblemen vor und sorgen für mehr Ausgeglichenheit im Alltag.
Geistige Auslastung hat nichts mit der Körpergrösse zu tun – sondern damit, ob ein Hund artgerecht gefördert wird.
Kleine Hunde, grosse Aufgaben
Was viele vergessen: Kleine Hunde wurden nicht einfach als „niedliche Begleiter“ gezüchtet – viele von ihnen hatten ganz konkrete Aufgaben.
Dackel, Terrier, Zwergschnauzer & Co. wurden speziell für bestimmte Einsätze gezüchtet:
• zum Jagen und Aufstöbern von Füchsen und Dachsen in engen Bauten
• zum Fangen von Ratten und Mäusen in Ställen, Häusern und auf Schiffen
• zum Bewachen von Höfen und Vorräten
• oder auch als wachsame Begleiter auf Reisen
Diese Hunde mussten klug, wendig, mutig und selbstständig sein – Eigenschaften, die sie bis heute mitbringen.
Nur weil sie klein sind, heisst das also keineswegs, dass sie weniger Beschäftigung brauchen. Im Gegenteil: Viele kleine Hunde haben ein besonders hohes Bedürfnis nach geistiger Auslastung und klaren Aufgaben, die zu ihren Interessen und ihrem natürlichen Verhaltensrepertoire passen.

🧠 Schnüffelspiele & Mutproben – nicht nur was für grosse Hunde
Suchspiele und kleine Mutproben bieten hervorragende Möglichkeiten, kleine Hunde geistig zu fordern, ihr Selbstvertrauen zu stärken und ihnen sinnvolle Aufgaben anzubieten.
Mit dem richtigen Blick fürs Detail und etwas Einfallsreichtum lassen sich auch für Kleinhunde anspruchsvolle und sichere Aufgaben gestalten, die perfekt an ihre kompakte Körpergrösse und ihre oft lebhafte, intelligente Art angepasst sind.
Für Schnüffelspiele mit kleinen Hunden eignen sich z. B.:
• Joghurtbecher oder kleine Marmeladengläser – perfekte Grösse für Yorkshire-Terrier-Schnauzen und Zwergspitz-Pfötchen
• Kleine Stoffbeutel oder Socken – können von kleinen Hunden leicht bewegt und durchsucht werden
• Eiswürfelformen oder Muffinbleche – bieten mehrere kleine Versteckmöglichkeiten auf einmal
• Schuhkartons mit niedrigem Rand – ermöglichen auch kurzbeinigen Rassen einfachen Zugang
• Eierkartons – jedes Fach wird zur spannenden Schatzkammer für freudige Überraschungen

🤸♀️ Kleine Mutproben für Selbstvertrauen & Körpergefühl
Viele kleine Hunde sind anfänglich eher vorsichtig – vor allem, wenn sie oft hochgehoben wurden, schlechte Erfahrungen mit grösseren Hunden gemacht haben oder wenig Gelegenheit hatten, eigenständig zu erkunden.
Genau hier setzen Mutmachspiele und Erkundungsparcours an. Diese kleinen Herausforderungen helfen den Hunden, neue Erfahrungen zu machen, sich sicherer zu bewegen und ihre Umwelt selbstbewusst und eigenständig zu entdecken.
Geeignet sind zum Beispiel:
• Noppenmatten oder Fussmatten – ideal für empfindliche Pfötchen zum Ertasten verschiedener Texturen
• Flache Kisten – kleine Hunde können problemlos hinein- und wieder heraussteigen
• Kleine Tunnel aus zusammengestellten Stühlen – genau richtig zum unten Durchgehen
• Luftpolsterfolie in kleinen Stücken – weniger einschüchternd als grosse Bahnen
• Verschiedene Unterlagen wie Handtücher, Badematten oder Teppichreste – sorgen für Abwechslung ohne Überforderung
• Ziegelsteine – als Mini-Podeste oder zum Drübersteigen
Diese Mini-Parcours fördern nicht nur das Selbstvertrauen, sondern auch Koordination und Balance – wertvolle Fähigkeiten für jedes Hundeleben.
💡 Wichtig bei kleinen Hunden – ein paar Dinge verdienen besondere Aufmerksamkeit:
• Grösse der Leckerlis anpassen: Verwende winzige Belohnungen oder zerbrich grössere Leckerlis in kleine Stücke – ein ganzer Hundekeks kann für einen 2 kg schweren Chihuahua zu viel sein.
• Verstecke bodennah platzieren: Was für einen Retriever noch bequem erreichbar ist, ist für einen Dackel vielleicht schon eine echte Kletterpartie.
• Besondere Vorsicht bei verschluckbaren Gegenständen: Was für grosse Hunde harmlos ist, kann für kleine zur Erstickungsgefahr werden. Lasse deinen Hund nicht unbeaufsichtigt mit ungeprüften Materialien spielen.
• Sanftes Heranführen: Viele kleine Hunde sind anfangs etwas zurückhaltend – gib ihnen Zeit, in ihrem eigenen Tempo zu beobachten und zu erkunden. Freue dich mit deinem Hund über jeden Fortschritt.
• Erfolgserlebnisse schaffen: Beginne mit einfachen Aufgaben und leicht auffindbaren Verstecken. Damit förderst du das Such- und Erkundungsverhalten, stärkst das Selbstvertrauen – und schaffst eine solide Grundlage für spätere Herausforderungen.
Grosse Persönlichkeit im kleinen Körper
Nur weil ein Hund in eine Handtasche passt, heisst das nicht, dass sein Gehirn auch hineinpasst.
Kleine Hunde haben oft einen wachen Verstand, eine feine Spürnase und eine gehörige Portion Entdeckergeist – und sie verdienen es, das alles auszuleben.

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